Ich präsentiere: die aktuelle Nummer 1 der englischen Charts – “Kiling in the name of” von Rage against the Machine. Anscheinend hatte eine Gruppe von Leuten die Schnauze voll von den Casting Shows, deren Gewinner regelmässig um die Weihnachtszeit die Charts anführen und hat via Facebook eine Gegenbewegung ausgelöst. Das Resultat: besagte Rage-Single ist Nummer 1. Was nebenbei her belegt, dass gute Musik zeitlos ist – zumindest gerade jetzt für ein paar Tage. Hier noch ein Link zum Spiegel, der dazu ein kurzes Segment gemacht hat. Ich geh jetzt ein bisschen bangen. Der Rest der Platte ist nämlich auch extrem geil!
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Party like it’s 1993
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Writer’s cramp – The video
If there’s ever been a video that illustrates the title and general attitude of this blog, then this is likely the one.
Grip Grand – 96 Tears (Showstopper Mix)
The video is a rough draft, which you can tell by some of the words he gets wrong. I’d love to see the finished version of it, when it happens.
Keep up with the man and read about his project here.
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The deep waters of the economic crises
While all the old, rich and powerful keep mumbling about recovery at the end of 2010, I tend not to believe in it. If anything 2010 will be worse than 2009. My opinion may rest in part on the fact that I am not rich, and therefore do not stand to loose my position of power. Mind you, I am well aware that these people will weather the storm better than me, but the thing they built their world upon may be going away for good…
The problem with the economy is that the chain of dominos is rather long and recursive. That means, we saw some banks topple and thought it was the end, but it was only the beginning. Take the following article about the ghost fleet off of the coast of Singapore:
The Aframax-class oil tanker is the camel of the world’s high seas. By definition, it is smaller than 132,000 tons deadweight and with a breadth above 106ft. It is used in the basins of the Black Sea, the North Sea, the Caribbean Sea, the China Sea and the Mediterranean – or anywhere where non-OPEC exporting countries have harbours and canals too small to accommodate very large crude carriers (VLCC) or ultra-large crude carriers (ULCCs). The term is based on the Average Freight Rate Assessment (AFRA) tanker rate system and is an industry standard.
You may wish to know this because, if ever you had an irrational desire to charter one, now would be the time. This time last year, an Aframax tanker capable of carrying 80,000 tons of cargo would cost £31,000 a day ($50,000). Now it is about £3,400 ($5,500).
This is why the chilliest financial winds anywhere in the City of London are to be found blowing through its 400-plus shipping brokers.
Between them, they manage about half of the world’s chartering business. The bonuses are long gone. The last to feel the tail of the economic whiplash, they – and their insurers and lawyers – await a wave of redundancies and business failures in the next six months. Commerce is contracting, fleets rust away – yet new ship-builds ordered years ago are still coming on stream.
Read the rest, it is well worth it. Especially considering there is a lag of three years between ordering a ship and getting it. That means the shipyards are currently busy building ships nobody needs and that might be scrapped on completition.
Now we get to the recursive part in the domino theory. Once the companies that are currently buys building ships nobody needs run out of orders in about two years time, they will close down, laying off their workers, which in turn will deepen the cirsis.
‘know what I’m sayin’ …
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An Publikum und Futterlieferanten
Inspiriert von der Meldung über die aktuellsten LeserInnenzahlen der grössten Zeitungen und Zeitschriften der Schweiz fühlte ich mich mal wieder an den ollen Tucholsky erinnert. Was er 1931 über Kunst und Gesellschaft schrieb, trifft auch heute noch den Nagel auf den Kopf. Bei der Durchsicht der verschiedenen Meldungen ist interessant, dass die grösstenteils deprimierende Nachricht je nach Leseart als möglicherweise stabile “Talsohle” oder als Indiz für einen fortgeführten LeserInnenschwund interpretiert werden.
Die NZZ liefert dazu die erschreckenden Zahlen (sie hat auch am wenigsten verloren, also Grund zur Freude. Vielleicht ein Hinweis oder ein Bespiel für ihre “Konkurrenz”?):
Insbesondere grosse Titel verloren viele Nutzer, etwa der «Blick» (–12%), der «Tages-Anzeiger» (–15%), der «Beobachter» (–14%), die «Schweizer Illustrierte» (–12%) und der «Sonntags-Blick» (–9%). Negativer Spitzenreiter ist die «Basler Zeitung» (–24%). Moderat war der Rückgang bei der NZZ (–3%), der «Neuen Luzerner Zeitung» (–4%) und der «Südostschweiz» (–5%). Das «St. Galler Tagblatt» (–16%) verlor laut Angaben des Verlags Leser, weil die verlegerischen Vorstösse in den Mittelthurgau, also ins Gebiet der «Thurgauer Zeitung» eingestellt wurden. Der Zuwachs der «Mittelland-Zeitung» (+10%) ist mit der Eingemeindung der «Basellandschaftlichen Zeitung» erklärbar. Noch wäre es zu früh zu behaupten, die im Vergleich zum Vorjahr geringen Leserverluste würden auf eine generelle Stabilisierung bei der Nutzung traditioneller Pressetitel hindeuten.
Beim Schweizer Fernsehen gibt man sich relativ unbetroffen. Schliesslich geht es hier um ein anderes Medium.
Der Medienexperte Ueli Custer liess offen, ob es sich tatsächlich um eine Trendwende handelt. Zumindest vorläufig dürften die Bezahlzeitungen die Talsohle und die Gratiszeitungen den Zenit erreicht haben, sagte er.
Wer keine Bezahlzeitung mehr wolle, dürfte jetzt weg sein. Custer gab jedoch zu bedenken, dass vor allem ältere Menschen der Bezahlzeitung die Treue halten. «Wenn diese Personen wegsterben, setzt sich die Erosion der Reichweite fort. Jüngere informieren sich nämlich vorwiegend über Gratiszeitungen und Internet.»
Beim “negativen Spitzenreiter” (laut NZZ), der Basler Zeitung, ist dieselbe Agenturmeldung wie beim SF zu lesen, man gibt sich also verhalten hoffnungsvoll und spart sich eine eigene Meinung, auch wenn die BaZ über die letzten 5 Jahre 24% ihrer Leserschaft eingebüsst hat. – Galgenhumor, unverwüstlicher Optimismus oder Symptom ihres Schicksals?
Als bescheidene Anregung von meiner Seite vielleicht der Hinweis, dass eine Bezahlzeitung den Konkurrenzkampf mit den Gratisblättern nicht dadurch gewinnen kann, dass sie deren Inhalte und Erscheinungsbild kopiert. Das liegt in der Natur der Sache. Klatsch kommt im Internet immer billiger und farbiger und lustiger daher, und für gedrucktes Internet gibt niemand Geld aus. Stattdessen sollte bei der Lektüre der Zeitung klar werden, wofür man den Kaufpreis investiert hat – weil man richtige Artikel und Reportagen im Gegensatz zu Agenturmeldungen nicht selber in 3 Minuten zusammenschnurpfen kann. Tiefgang und eine langfristige Perspektive auf die Entwicklungen, also die Elemente, die bei den Kurzfutter-Händlern und “News”-Meldern fehlen, sollen im Printmedium auf die vordere Sitzbank gerückt werden. Nur wenn der Artikel umfassend und komplex und trotzdem lesbar genug ist, dass man ihn nicht auf dem Bildschirm lesen will, verstehen LeserInnen, warum das Zeug auf Papier gekauft werden soll. Hört sich bei der fortschreitenden Boulevardisierung widersprüchlich an, doch die Einstellung von “News” wie auch “.ch” in manchen Regionen zeigt, dass die Leute auch nicht alles abholen, was bunt und billig ist. Letzten Endes geht es um die Würde der JournalistInnen, aber auch um die Aufgabe, die die Medien als vierte Instanz im Staat eigentlich wahrnehmen sollten.
Nun aber wie versprochen Tucholskys “An das Publikum” (1931) :
O hochverehrtes Publikum,
sag mal: Bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: “Das Publikum will es so!”
Jeder Filmfritze sagt: “Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!”
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
“Gute Bücher gehn eben nicht!”
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?So dumm, daß in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte…
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?Ja dann…
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmässigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Griesbrei-Fresser-?
Ja, dann…
Ja, dann verdienst dus nicht besser.
Wir erinnern uns, dass zwei Jahre nach diesem Gedicht (1933) sich die NSDAP in die Politik hauen und putschen konnte, ohne dass ein hörbarer Aufschrei durch die Lande gegangen wäre. Tucholskys Bücher wurden prompt verboten, und er musste ins Exil fliehen. Wer nicht lesen will, muss offenbar fühlen, wie weit die Ignoranz uns noch bringen kann. Wissen und Lesen ist nicht spiessig, sondern Grundvoraussetzung für eine Gesellschaft, die sich als solche versteht und verstehen kann, was in ihr passiert. Wahrscheinlich ist die Kehrseite der grenzenlosen Spassgesellschaft eben genau von der Art des dunklen Kapitels, aus dem Europa immer noch nicht ganz herausgekrochen ist, bzw. von der sie langfristig doch nichts gelernt hat.
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What is the problem with Michael Jackson?
10 years later, we still haven’t a clue, to be honest.
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Ruhe in Frieden: Mario Benedetti (1920-2009)
Ein grosser, bescheidener Poet der fein gesponnenen Zeilen und Träume ist von uns gegangen.
CERRAR LOS OJOS (Die Augen schliessen)
von
Mario Benedetti, Montevideo 2008
Cerremos estos ojos para entrar al misterio
el que acude con gozos y desdichas
así / en esta noche provocada
crearemos por fin nuestras propias estrellas
y nuestra hermosa colección de sueños
el pobre mundo seguirá rodando
lejos de nuestros párpados caídos
habrá hurtos abusos fechorías
o sea el espantoso ritmo de las cosas
allá en la calle seguirán los mismos
escaparates de las tentaciones
ah pero nuestros ojos tapados piensan sienten
lo que no pensaron ni sintieron antes
si pasado mañana los abrimos
el corazón acaso de encabrite
así hasta que los párpados
se nos caigan de nuevo
y volvamos al pacto de lo oscuro.
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